Spannender Austausch über Trends in der Polyurethanverarbeitung

Am 30. September 2021 veranstaltete das IKV die zweite Ausgabe der Fachtagung „Polyurethane – Trends in der PUR-Verarbeitung“. Das Event war die erste Präsenzfachtagung am IKV nach Ausbruch der COVID-Pandemie und wurde entsprechend der 3G-Vorgaben der Coronaschutzverordnung durchgeführt. Den insgesamt 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern boten sich informative Einblicke in die wichtigsten Trends der PUR-Branche, es standen vor allem die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus. In den Pausen wurde die Diskussion der in den Vorträgen angesprochenen Themen in regen Gesprächen fortgeführt und neue Kontakte geknüpft.

Hier präsentiert Patrick Gahlen, Covestro Deutschland AG, ein Simulationsmodell, das die mechanischen Eigenschaften von PUR-basierten Verbundelementen unter Berücksichtigung der realen Schaumstruktur berechnen kann. | Foto: IKV/Fröls

Die erste Fachtagung in Präsenz nach langer Zeit – Das IKV freute sich als Veranstalter sehr über die hohe Zahl an interessierten Teilnehmern. | Foto: IKV/Fröls

Unter dem Motto „kein Business as usual“ eröffnete Michel Baumgartner, Generalsekretär von EUROPUR AISBL, als Moderator die erste Veranstaltung. Im Vordergrund seines Keynote-Vortrags wies Herr Baumgartner vor allem auf die zahlreichen Bestrebungen der Industrie zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft sowie zur Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette hin, machte aber auch die elementare Bedeutung dieser Ansätze für die zukünftige Entwicklung der PUR-Industrie deutlich, vor allem im Wettbewerb mit alternativen Werkstoffen.

Diesem Gedanken folgend, stellte Dr. rer. nat. Alexander Chaloupka von der Netzsch Gruppe die Technologie sensXPERT der neuen Corporate Venture Netzsch Process Intelligence GmbH vor. Durch die Kombination von Sensoren, Materialwissenschaften und maschinellem Lernen werden Verarbeiter im Bereich der Polymere und polymerbasierter Verbundwerkstoffe bei der Implementierung einer intelligenten Fertigung für eine vollständige Bauteilqualifizierung während der Produktion unterstützt.  

Dr.-Ing. Sonja Krömer, Mitarbeiterin der Frimo GmbH, zeigte auf, wie die cloudbasierte Erfassung von Maschinendaten neben der Ermittlung von Zykluszeiten und Produktivität die Energieverteilung im Gesamtprozess identifizieren kann, sodass zukünftig der Energieverbrauch aller Anlagen effizient reduziert werden kann. Darüber hinaus ermöglicht die ganzheitliche Maschinenüberwachung eine prädiktive Wartung der Anlagen.

Digitalisierung beschränkt sich dabei nicht auf die Verarbeitung und Fertigung von PUR-Bauteilen. Die Getzner Werkstoffe GmbH, repräsentiert durch Dipl.-Ing. Dirk Wehowsky, entwickelt maßgeschneiderte PUR-Elastomere für die Schwingungsisolierung von Gebäuden und Eisenbahntrassen. Sensorschwellen in den Gleisanlagen ermöglichen die Überwachung der elastoplastischen Schwellensohlen aus Polyurethan, sodass die Produktsicherheit erhöht und Wartungsintervalle verlängert werden können.

Patrick Gahlen, M.Sc., von der Covestro Deutschland AG präsentierte die Analyse der anisotropen mechanischen Schaumeigenschaften in PUR-basierten Verbundelementen mittels mesoskaliger FEM-Simulationen. Durch das Simulationsmodell können die mechanischen Eigenschaften der Verbundelemente unter Berücksichtigung der realen Schaumstruktur berechnet werden.

In den Vorträgen von Eduard Kremer, M.Sc., und Philipp Surray, M.Sc., stellte das IKV ergänzend die Forschungstätigkeiten zur Effizienzsteigerung bei der Herstellung von PUR-Bauteilen durch die Integration von Inline-Systemen und -Methoden zur Analyse sowie Korrelation relevanter Prozess-, Material- und Bauteilparameter vor. Weiterhin wurde ein neues Messsystem präsentiert, das die Charakterisierung der Reaktionsenthalpie von schnell aushärtenden PUR-Systemen ermöglichen soll. 

Die Nachhaltigkeit der PUR-Branche durch das Recycling von End-of-Life-Produkten steht im Fokus der H&S Anlagentechnik GmbH. Steffen Wiegmann, M.Sc., stellte die ersten industriellen Anlagen in Europa zur Rückgewinnung von Polyolen aus gebrauchten PUR-Matratzen vor. In einem 12-stündigen Batch-Prozess werden zerkleinerte Matratzenreste mittels Acidolyse oder Glykolyse in nutzbare Rohstoffe umgewandelt, die im Sinne einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft wieder zu PUR-Matratzen oder anderen Produkten verarbeitet werden können.

Doch nicht nur die Trends Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft wurden diskutiert. Dr. rer. nat. Marc Schürmann von der Bomix Chemie GmbH stellte innovative Anwendungen und Entwicklungen von Trennmitteln für die PUR-Industrie vor. Optimierte Trennmittel ermöglichen ein direktes Verkleben ohne vorherigen Reinigungs- oder Schleifschritt. Des Weiteren wurden Entwicklungsarbeiten präsentiert, in denen Trennmittel das Brandverhalten von PUR-Schäumen optimieren können.

Nach der erfolgreichen Veranstaltung ist die nächste PUR-Fachtagung des IKV bereits in Planung und findet voraussichtlich im Frühjahr 2023 statt.

 

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Philipp Surray, M.Sc.
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