Fristverlängerung zum Call for Papers für das International Symposium on Plastics Technology

Das International Symposium on Plastics Technology findet am 14. und 15. März 2022 im Eurogress Aachen statt. Erstmals wird das Symposium des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) gemeinsam mit der PPS – Polymer Processing Society veranstaltet. Es werden erneut wissenschaftliche Beiträge aus der ganzen Welt erwartet; bei der ersten Auflage der Veranstaltung 2020 gab es Einreichungen aus 14 Nationen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Kunststofftechnik befassten. Aufgrund zahlreicher Nachfragen wurde die Deadline für Beitragseinreichungen für das Symposium 2022 nun verlängert: Bis zum 29. Oktober 2021 können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den Call for Papers reagieren und ihre Abstracts online einreichen.

Im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann | Foto: IKV/Fröls

Wir haben mit Professor Christian Hopmann, Institutsleiter des IKV, über die Themen des Symposiums, die Kooperation mit der PPS – Polymer Processing Society und die Frage, warum es so wichtig ist, das Symposium als Präsenzveranstaltung durchzuführen, gesprochen.

Das Symposium findet 2022 das erste Mal in Kooperation mit der PPS statt. Welche Bedeutung hat eine gemeinsame Veranstaltung für das IKV – und darüber hinaus auch für die PPS?

Chr. Hopmann: Die PPS ist das weltweite Netzwerk der Wissenschaft in der Kunststofftechnik, in dem ich selbst als International Representative in Deutschland aktiv bin. Nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Wissenschaft ist die Interaktion in globalen Netzwerken heute von hoher Bedeutung. Große internationale Veranstaltungen wie unserem Symposium bieten den Teilnehmern  die Chance,  sich über Themen und Erkenntnisse von Forscherinnen und Forschern weltweit zu informieren. Für das IKV eröffnet die Kooperation einen noch besseren Zugang zur internationalen Wissenschaftsszene; ein Mehrwert, der direkt den Teilnehmern unseres Symposiums – Vortragenden wie Besuchern –  zugutekommt. Für die PPS ergibt sich die Chance, engere Kontakte zur Kunststoffindustrie zu entwickeln und Forschungsthemen direkt mit industriellen Anwendern zu diskutieren.

Das Programm wird festgelegt durch Beiträge, die ein internationales Komitee auswählt. Welche Themen lassen Sie für die Präsentation zu?

Chr. Hopmann: Die Schwerpunktthemen konzentrieren sich auf die Forschungsfelder Additive Fertigung, Kreislaufwirtschaft/Recycling, Compoundierung/Extrusion/Rheologie, Spritzgießen, Leichtbautechnologien und Kunststoffindustrie 4.0/Digitalisierung. Darüber hinaus sind wir aber themenoffen und prüfen selbstverständlich auch Beiträge, die andere Forschungsaspekte aus der Kunststofftechnik fokussieren.

Unter den Schwerpunktthemen findet sich auch die Kreislaufwirtschaft. Welche Innovationen versprechen Sie sich hier für die Kunststoffverarbeitung?

Chr. Hopmann: Es geht darum, in allen Feldern Fortschritte zu erzielen, also Werkstoffe aus erneuerbaren Rohstoffquellen, Design for Recycling, ressourceneffiziente Prozesse und besseres – mechanisches wie auch chemisches – Recycling. Die Lösung wird nicht durch eine Art Big Bang entstehen, sondern sie wird durch eine systematische und kontinuierliche Verbesserung der CO2- und Ökobilanzen von Kunststoffanwendungen und Verarbeitungsprozessen herbeigeführt werden. Um dies zu erreichen, wird es zweifellos regulatorische Entwicklungen geben; welche in diesem Zuge entwickelten Anwendungen und Prozesse sich dann durchsetzen werden, wird der Markt entscheiden. Alle verfügbaren Erkenntnisse zu den drängenden Fragestellungen müssen in die Entwicklung von Lösungen einbezogen werden, daher ist die Einbeziehung der Wissenschaft an allen relevanten Stellen der Wertschöpfungskette von unschätzbarem Wert. Ich bin mir sicher, dass wir hierzu eine Reihe interessanter Ansätze, gerade auch von Nachwuchswissenschaftlern sehen werden. Es lohnt sich schon deshalb, das Symposium zu besuchen.

Wie passen die Megatrends Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung eigentlich zusammen?

Chr. Hopmann: Das ist ziemlich klar: Ohne Digitalisierung keine Kreislaufwirtschaft. Als wir versucht haben, überspitzt formuliert, mit Papier und Fax die Covid 19-Infektionen nachzuvollziehen, sind wir kläglich gescheitert. Länder mit hoher Durchdringung digitaler Technologien hatten dagegen viele Daten, mithilfe derer sie das Geschehen zu jedem beliebigen Zeitpunkt zuverlässig beobachten und auswerten konnten. Gleiches gilt für die Kreislaufwirtschaft: Nur wenn es gelingt, den Stoffstrom, sei es Kunststoff oder CO2, digital zu erfassen, werden wir eine Chance haben, den Kreislauf auch materiell zu schließen. Alles andere wird nicht funktionieren.

Welche Bedeutung messen Sie Präsenzveranstaltungen im Forschungskontext zu? Bzw. haben Sie den Eindruck, dass in den vergangenen zwei Jahren durch die Pandemielage ein verringerter Austausch in der Wissenschaft, speziell auch in der Kunststofftechnik, stattgefunden hat?

Chr. Hopmann: Viel schlimmer: Es hat keinen hinreichenden Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gegeben. Es ist doch so, dass der anfänglichen Begeisterung darüber, dass lange Reisen sich mit wenig Aufwand durch Videokonferenzen ersetzen ließen, trotz technisch hervorragender Möglichkeiten eine gewisse Ernüchterung folgte. Wir haben gelernt, dass viele eher funktionale Begegnungen sehr gut über digitale Medien abgebildet werden können. Aber kreative Arbeiten, zufällige Begegnungen, inspirierende Gespräch, die immer auch die Emotionen ansprechen, erfordern nach wie vor den ganzen Menschen. Genau dies sind die Gespräche, die in der Auseinandersetzung mit Wissenschaft von herausragender Bedeutung sind. Insofern gibt es einen großen Bedarf der persönlichen Begegnung und ein hohes Maß an Vorfreude auf solche Veranstaltungen. Sowohl objektive als auch subjektive Gründe sprechen eindeutig für diese Art der Begegnung.

Im letzten Jahr fand das Symposium digital statt. Inwiefern, denken Sie, wird das live-Format den Charakter und die Wirkungskraft der Veranstaltung beeinflussen?

Chr. Hopmann: In 2020 waren wir in der Nutzung solcher Systeme für Veranstaltungen mit fast 100 Teilnehmern noch wenig erfahren. Dennoch ist die Veranstaltung technisch hervorragend gelaufen. Es gab auch exzellente Vorträge und sehr gute Diskussionen. Allerdings gab es eben keine Pausen- und Abendgespräche, keine informellen Begegnungen und kaum Raum, die Gedanken schweifen zu lassen. Das bedeutet, wir haben die vorgestellten Themen sehr gut behandelt, aber es kamen keine neuen hinzu. Hier erwarte ich, dass in der Präsenz dieser doch gewaltige Nachteil ausgeglichen wird. Es wird Raum für Gespräche in kleinen und wechselnden Gruppen geben, die einen erheblichen Unterschied machen.

Wem empfehlen Sie die Teilnahme am International Colloquium on Plastics Technology?

Chr. Hopmann: Jedem neugierigen und an internationaler Vernetzung interessierten Menschen in der Kunststofftechnik.

Was passiert, wenn im März pandemisch bedingt das Reisen immer noch schwierig sein wird?

Chr. Hopmann: Ich bin im Erstberuf Optimist und gehe insofern davon aus, dass keine unüberwindbaren Hürden auftreten. Wir setzen jedenfalls 100 % auf Präsenz und werden mithilfe geeigneter Maßnahmen alles dafür tun, dass diese möglich sein wird.