Das Kolloquium 2020 bietet die Gelegenheit, digitale Kompetenz zu zeigen

Das 30. Internationale Kolloquium Kunststofftechnik findet als digitale Konferenz statt. Auch das International Symposium on Plastics Technology wird als digitales Event angeboten. Was die virtuellen Teilnehmer erwartet und welche Änderungen sich durch das neue digitale Konzept ergeben, erklärt Institutsleiter Prof. Christian Hopmann im Interview.

Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann im Interview | Bild. IKV/ Fröls

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Professor Hopmann, warum werden das bewährte Internationale Kolloquium Kunststofftechnik und das neue Symposium Plastics Technology im Jubiläumsjahr digital?

Prof. Hopmann: Die Entscheidung, das 30. Internationale Kolloquium Kunststofftechnik sowie das International Symposium on Plastics Technology als digitale Veranstaltungen anzubieten, ist Mitte Juni gefällt worden. Den letzten Ausschlag gab die Sorge um die Gesundheit der Teilnehmer sowie auch der eigenen Mitarbeiter, da nicht davon auszugehen ist, dass die COVID-19-Pandemie im Herbst bereits ausgestanden sein wird.

Wir begreifen die Situation nun als Chance, in der wir unsere digitale Kompetenz zeigen können. Ich bin davon überzeugt, dass wir beide Veranstaltungen informativ und lohnenswert für die Teilnehmer gestalten werden. Abgesehen davon, dass die fachlichen Programminhalte selbstverständlich auf dem gewohnt hohen Niveau zusammengestellt wurden, wird es beim Kolloquium auch einen virtuellen Ersatz für das Rahmenprogramm geben.

Wie sehen die Programme für die beiden virtuellen  Veranstaltungen aus?

Prof. Hopmann: Das Vortragsprogramm von Kolloquium und Symposium wird komplett als Zoom-Konferenz übertragen. Fest eingeplant sind auch anschließende Diskussionsrunden mit allen Teilnehmern, während derer die Zuhörer ihre Fragen direkt an die Referenten stellen können. Der reale Besuch des Instituts im Rahmen von „IKV 360°“ wird beim Kolloquium 2020 zu einer virtuellen Besichtigungstour, mit Demonstrationen zu innovativen Projekten und laufenden Prozessen an rund 80 Stationen aus sämtlichen Forschungsbereichen des IKV. Wir freuen uns auch auf das „Best-of-Bierkolloquium“ – hier werden die besten Szenen der „Bierkolloquien“ aus 70 Jahren IKV gezeigt. Bei der in den letzten Jahren parallel zum Kolloquium organisierten Recruiting-Veranstaltung bemühen wir uns derzeit um eine Durchführung, allerdings befinden wir uns hier aktuell noch in der Klärungsphase und ermitteln, wie attraktiv es für die Unternehmen aus unserem Netzwerk ist, digitale Interviews mit den Kandidaten zu führen.

Welche Veränderungen ergeben sich durch das neue Konzept für die Teilnehmer?

Prof. Hopmann: Um der besonderen Situation der virtuellen Teilnehmer, die sich überall auf der Welt vor ihrem PC aufhalten, Rechnung zu tragen, haben wir das Vortragsprogramm auf vier Konferenztage gestreckt, die jeweils von 14.00 Uhr bis 17.30 Uhr (MEZ) dauern. Immer zwei Sessions (statt früher drei) werden parallel laufen, und jeweils auch in englischer Sprache verfügbar sein. Mit dem neuen Konzept ermöglichen wir insbesondere internationalen Gästen eine unkomplizierte Teilnahme an der Veranstaltung – nicht zuletzt, weil die zeitliche Umstellung des Programms die unterschiedlichen Zeitzonen berücksichtigt. Sicherlich ist es positiv für alle Teilnehmer, dass man durch die Umstrukturierung insgesamt mehr Vorträge miterleben kann.

Auf die Organisation der normalerweise parallel zum Kolloquium stattfindenden Industrieausstellung beziehungsweise der Table-Top-Ausstellung zum Symposium werden wir in diesem Jahr verzichten. Derartige Ausstellungen leben – wie zum Beispiel auch Messe-Veranstaltungen – vom direkten Kontakt und können nicht ohne Weiteres in ein digitales Format gebracht werden. Der Nutzen, den Aussteller und Besucher aus einer digitalen Version der Industrieausstellung ziehen könnten, erschien uns bei der Planung nicht ausreichend. Wir konzentrieren uns daher in 2020 auf das Vortragsprogramm von Kolloquium und Symposium und auf den 360°-Rundgang sowie auf die Abendveranstaltung – die in der virtuellen Welt je nach Bedarf zeitlich natürlich gar nicht an die Abendstunden gebunden sein muss. Allen Ausstellern und Besuchern sei aber versichert, dass wir beim Kolloquium 2022 wieder eine Industrieausstellung im Programm haben werden.

Die Anforderungen der digitalen Umsetzung zweier Veranstaltungen dieser Art stellen Sie sicherlich vor Herausforderungen. Welche sind in Ihren Augen die größten?

Prof. Hopmann: Selbstverständlich wollen wir unseren Teilnehmern ein möglichst umfassendes und attraktives Programm bieten – möglichst ebenso, wie es bei einem Live-Event auch wäre. Dass das nicht ohne Anstrengung möglich ist, liegt auf der Hand. Insbesondere in der kurzen Zeit, die uns seit der finalen Entscheidung bleibt, wird es sicher nicht einfach, alle Aufgaben rechtzeitig erfolgreich zu meistern. Allein die technische Umsetzung für eine Konferenz dieses Umfangs ist eine Herausforderung für sich. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen – die Mitarbeiter sind motiviert und bringen ihre Ideen in das Projekt mit ein und wir alle ziehen an einem Strang. Dies in Verbindung mit unserer Digitalisierungsstrategie lässt mich mit zielstrebiger Gelassenheit, wie sie Professor Michaeli in kritischen Momenten immer empfohlen hat, auf die neue Form des Kolloquiums blicken. 

Worauf sind Sie selbst besonders gespannt und worauf freuen Sie sich am meisten?

Prof. Hopmann: Vorab: Vorrangiges Ziel unserer derzeitigen Vorbereitungen für das Kolloquium ist es, die große Vielfalt zukunftsweisender und praxisnaher Forschungsthemen virtuell für das Fachpublikum erlebbar zu machen. Ganz oben auf der Agenda steht außerdem, optimale Bedingungen für ein entspanntes Networking zu schaffen, das heißt, unsere sollen auch im digitalen Format komfortabel und in Echtzeit mit hren Geschäftspartnern und den IKV-Experten kommunizieren können. Hierzu haben wir exklusiv für die Teilnehmer des Kolloquiums eine virtuelle Interaktions- und Kommunikationsplattform entwickelt, auf der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unseres Instituts die ganze Bandbreite der IKV-Forschung präsentieren werden. Ich bin in diesem Zusammenhang sehr gespannt darauf zu sehen, wie aufnahmefähig sich die Kunststoffbranche für diese virtuelle Umgebung zeigt. Und am meisten freue ich mich – wie bei jedem Kolloquium – auf die Begegnungen und Diskussionen mit unseren Gästen. Und auf die Schätzchen unserer Bierkolloquiums-Mediathek sowieso.